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Half-Marathon des Sables, Fuerteventura

Kundert Edith 30.09.2018

Thomas Krienbühl hat an der 2. Austragung des Half-Marathon des Sables in Fuerteventura teilgenommen. Ein Rennen in 3 Etappen quer durch die Wüste, über unbefestigte Wege führt und nur von Athleten mit viel Ausdauer und Durchhaltewillen bewältigt werden kann.

So ein Athlet ist Thomas, regelmässiger Teilnehmer von Survivalruns. Gerade auf ihn ist dieses neue Format zugeschnitten. Und er hat sich nun dieser Herausforderung gestellt und diese auch auf souveräne Art gemeistert.

Im nachfolgenden Erlebnisbericht seid ihr hautnah mit dabei, wie Thomas diese 3 Tage erlebt hat.

Vorweg noch sein ausgezeichnetes Resultatblatt:

Tag 1  24.9 km  4:16:33 Rang 117 (179)

Tag 2  66 km  13:30:41 Rang 55 (147)

Tag 3  22,1 km 3:04:04 Rang 81 (151)

Total 113 km  20:51:18  Rang 62 (147)

 

Am Montag ging es los. Meine Zimmergenossen und ich packten unsere Sachen, die wir für die nächsten vier Tage brauchten. Ich füllte meine Wasserflaschen mit den drei Litern, die wir am Vortag erhalten hatten. Ich merkte schon da, dass mein Kopf noch nicht gut war, was sich später dann bestätigte.

Mit dem Rucksack, der jetzt gute 10 kg wog, ging es zum Treffpunkt vor dem Hotel, wo zwei Cars die 288 Athleten aus aller Welt an den Start bringen sollte.

Die Anspannung war bei allen zu spüren. Nach knapp einer Stunde waren wir am Start angelangt. Ein malerischer Küstenabschnitt, ideal zum Windsurfen.

Nach einem längeren Briefing ging dann der Countdown los. Die 1. Stage war eine 24.9 km lange Strecke mit zwei Checkpoints. Schon kurz nach dem Start meldete sich mein Kopf mit starken Schmerzen, die mich zwangen das Tempo zu drosseln, bis ich zum Schluss nur noch schnell wanderte.

Zuerst ging die Strecke an der Küste entlang mit vielen kleinen Steigungen und Sandabschnitten. Später ging es dann mehr ins Landesinnere Richtung Checkpoint 1 (CP1). Der kühle Wind liess nach und die Sonne begann richtig zu brennen. Nach 8.1 km kam ich zu CP1, der auf einem 200m hohen Hügel gelegen war. Die Kopfschmerzen waren so schlimm, dass ich fast die Hälfte der 2L Wasser, die wir bekommen haben, sofort getrunken habe. Einen Teil schüttete ich zur Kühlung über den Kopf. Zusätzlich nahm ich noch zwei Salztabletten, in der Hoffnung die Kopfschmerzen würden nachlassen.

Nach 15 Minuten konnte ich tatsächlich langsam rennen. In einem ausgetrockneten Flussbett ging es durchs Hinterland in Richtung CP2. Nach weiteren 8.2 km bin ich am CP2 angelangt. Dort füllte ich kurz die Wasserreserven auf und machte mich danach auf Richtung Ziel.

Der Weg führte über mehrere Dühnen in Richtung Strand. Nach einem kurzen, technischen Abstieg war man am Strand. Es war eine Mischung aus Felsen und Sand, eingerahmt von einer skurrilen Felswand aus Sandstein. So ging es dann weiter bis 2 km vor dem Ziel ein sandiger 200m Anstieg auf die Athleten wartete. Im Ziel angekommen bekam ich 5 L Wasser, die ich mir bis zur CP1 der nächsten Stage einteilen musste. Im Camp bezog ich mein Zelt und legte mich erst mal hin. Später errichtete ich eine kleine Feuerstelle und kochte was zu essen.

 

  

Nach einer erstaunlich erholsamen Nacht im Zelt ging es an nächsten Morgen in die Stage 2. Für den 66km langen Rundlurs war eine Zeitlimite von 25h gesetzt, die ich jedoch nicht ausreizen wollte. Um 9:30 war der Startschuss und der vorerst bewölkte Himmel machte den Start angenehm. 

Zu Beginn ging es auf der sandigen Hochebene 4.1 km zum ersten Checkpoint. Dort wurde das Wasser nachgefüllt und danach ging es runter an den Strand. Der Sandstrand erstreckte sich über 13 km, was die Läufer viel Kraft kostete. Nach 11 km Strand gabs dann auch schon CP2. Was auch die einzige Stelle war, wo man andere Leute antraf. Nach 13 km Strand ging es auf den ersten Hügel auf knapp 250 m. Die ersten Meter auf festem Untergrund fühlten sich sehr komisch an, doch ich fand schnell wieder meinen Lauftakt.

Vom Gipfel aus ging es auf die andere Seite der Insel, wo sich CP2 befand. Ich spürte schon zu diesem Zeitpunkt, dass es heute ein blasenreicher Tag wird. Die andere Seite der Insel hatte ein etwas steinigeres Terrain, was ein Vorankommen nicht gerade erleichterte.

Nach ca. 30 km der Gesamtstrecke entschied ich mich zu wandern. Ein Grund dafür waren die aufkommenden Blasen, ein anderer die steigenden Temperaturen. Es war schade, denn mittlerweile wäre der Weg gut rennbar gewesen. Bei KM 34.4. erreichte ich dann CP4, wo alle Läufer ein rotes Rücklicht erhielten. Die letzten 10 km wollten einfach nicht aufhören und ich war froh CP4 erreicht zu haben. Ich verpflegte mich kurz und dann gings zurück auf die andere Seite der Insel. Nur diesmal stellte sich ein 350 m hoher Hügel in den Weg. Zu Anfang war die Steigung angenehm, aber mit der Zeit wurde sie richtig fordernd. Als ich den Gipfel erreicht hatte, machte ich eine kurze Pause mit Foto und befreite meinen Rücken vom Rucksack. Die kühle Brise motivierte mich, so packte ich meine Sachen und ging runter Richtung CP5.

Beim CP5 füllte ich meine Wasserreserven, da es nun 13.5 km bis zum nächsten CP ging. Zusammen mit einem Kanadier und einem Engländer machten ich mich auf den Weg. Die ersten 9 km ging es den selben Strand wie am Morgen zurück. Langsam verabschiedete sich auch die Sonne und unter anderen Umständen wäre das ein romantischer Strandpaziergang gewesen. Fast am Ende Strandes lag eine Läuferin aus Peru. Sie konnte nicht aufstehen, weil ihr Oberschenkelmuskel völlig verhärtet war. Wir gaben ihr Salz und ein Schmerzmittel, weil sie unbedingt weitermachen wollte. Später stellte sich heraus, dass sie Frau sechs Stunden am Strand lag und schliesslich aus dem Rennen genommen wurde. 

Mit der aufkommenden Dunkelheit stellten wir drei uns der letzten technischen Passage. Ein richtig steiler und teils exponierter Anstieg auf den letzten Hügel. Nach 250 Hm standen wir oben. Nun waren es noch gut 2.5 km bis zum letzten CP. Nun schmerzten die Blasen bei jeden Schritt. Auch der Enländer hatte zu kämpfen. Beim CP angekommen gab es für mich kein Halten mehr. Ich füllte die Flaschen und ging weiter. Die anderen beiden machten eine kurze Pause, da sie aber noch besser zu Fuss waren, holten sie mich rasch wieder ein. Zu dritt ging es auf die letzten 8 km Richtung Ziel. Die sandige Hochebene zeigte diesmal ein ganz anderes Gesicht. Das Spiel aus dem Licht des Vollmondes und der Nebel, der übers Land zog, machte den Anschein, als laufe man durch eine verwunschene Gegend. 

Nach 13.5 Stunden erschienen dann die Camplichter und die letzten Meter wurden noch gerannt. Im Ziel angekommen wollte ich nur noch schlafen. Ich schnappte schnell meine 10 L Wasser ud machte mich auf zum Zelt.

Am Ruhetag hiess es dann Wunden versorgen. Am Morgen holte ich noch das Abendessen nach und am Nachmittag ging zum Aerztezelt, um meine Füsse zu behandeln.

  

 

Nach dem Ruhetag ging es dann zur 3. und letzten Stage. Dafür mussten die Teilnehmer zuerst mit dem Car zum Start gebracht werden. 

Die nächste Strasse lag ca. 3 km vom Camp entfernt. Der kleine Marsch war nicht sehr erfreulich, da die Blasen doch gut spürbar waren.

Am Start, der 22.1 km langen Strecke war die Freude der Teilnehmer zu spüren, da das Ziel der Strand vom Hotel war. Nach dem Startschuss gingen alle Läufer aufs Ganze und es wurde eine schnelle Pace eingeschlagen. Die ersten paar Kilometer waren auf einer Schotterpiste, doch bald darauf kam ein Feld aus schroffen Lavabrocken, die den Blasen aller schwer zu schaffen machten. 

Nach einem kleinen Anstieg und sechs Kilometer kam der erste CP. Die Wasserflaschen wurden für die kommen 10 km gefüllt und dann ging es weiter durchs Hinterland Richtung Meer. Der Weg ging immer wieder hoch und runter, so entschied ich die Downhills zu rennen und im Anstieg zu regenerieren und etwas zu essen und zu trinken. Die Hitze schien mir mehr zu schaffen zu machen, als anderen, so verlor ich Platz um Platz. Beim CP2 füllte ich nur noch 1 L nach um Gewicht zu sparen. Die letzten 6 km gingen danach noch kurz durchs Hinterland, um dann noch den letzten 200m Hügel zu knacken. Mir ging es immer besser, da mit jedem Meter Anstieg die kühle Meerensbrise stärker wurde und zugleich die ersehnte Abkühung brachte.

Der letzte Downhill war teilweise ziemlich technisch, aber gegen den Schluss liess ich die Beine einfach laufen ohne Rücksicht auf Verluste. Die letzten 500 m am Strand hatte ich dann das Gefühl zu fliegen und es reichte noch zum Schlusssprint.